Der Hamburger Großstadt-Lemming ist in der Tat eine ganz besondere Spezies. Er vereint par Excellance eine Vorliebe für Massentierhaltung gepaart mit Anonymität und Individualismus.
Kapitel 1: U-Bahn | Kapitel 2: Glühwein | Kapitel 3: Regen
Kapitel 4: Elben-Haft
Hamburg, ein typischer Sommer-Sonntag.
Der Großstadt-Lemming stellt sich sonntags seltenst einen Wecker – frei nach der Motto „nach der harten Arbeitswoche, hat man sich ausschlafen verdient“… Gut das die innere Uhr das anders sieht, und so öffnet der müde Lemming pünktlich um 6.25 Uhr die Augen… die Sonne scheint und die Vögel singen. Danke dafür – wach! So rollt er sich aus dem Bett, stolpert erst mal über die eigenen Hausschuhe und lässt sein Smartphone fallen – damit also wach und schlecht gelaunt. Vermutlich ist der Lemming in der Wohnung darunter nun auch wach. Aber geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid, oder so ähnlich.
Kaffee, erst mal Kaffee… viel Kaffee, manchmal hilf viel ja auch viel. Nach dem dritten Kaffee und der fünften Zigarette, beschließt der Großstadt-Lemming den zu früh begonnen Tag zu nutzen und einen kleinen Ausflug an die Elbe zu machen.
Also rein in die U-Bahn. Die bedeutend kleine Anzahl an Lemming an einem Sonntag morgen um 7:45 Uhr nimmt der bekopfhörtem Lemming nicht wahr. Eine Hand der coffee-to-go, andere Hand das Smartphone mit Spider-App. Musik auf den Ohren. Türen auf, raus, rein. Und noch mal: Türen auf, raus, rein. Wieder öffnen sich die Türen, raus, rein.
Landungsbrücken angekommen, verlässt der immer noch müde und schlecht gelaunte Lemming die Bahn. Auch andere Lemminge wandern müde umher – manche sind wohl noch und andere schon wieder wach. Die Gemeinsamkeit: keiner interessiert sich für den anderen. So trottet unser Lemming die Treppen zur Fähre hinunter und wartet dort auf das beliebte Hamburger Transportmittel. Nach 15 Minuten, gefühlt eine Ewigkeit, erreicht die Fähre endlich das Pier. Er möchte sitzen – die Beine sind heute aber auch besonders schwer. Und irgendwie schwankt die Fähre mehr als sonst. Und der Lemming denkt noch mal an sein bequemes Bett.
Nach kurzer Zeit findet sich der Großstadt-Lemming an seinem Lieblingsort wieder – dem Stand in Övelgönne, der Name des Stadtteils bedeutet im Übrigen „Übelgunst“ (*Nachzulesen auf Wikipedia). Elbwind um die Nase, Sand zwischen den Zehen und schon geht es besser – viel besser. Dieser elbenhafte Effekt, trifft den Lemming jedes Mal und jedes Mal fragt sich der Lemming, warum er nicht öfter an diesen Wohlfühlort geht und jedes Mal entschließt er sich es künftig öfter zu machen.
Den fünften Kaffee gönnt sich der Lemming am Standkiosk. Mit Blick auf die Elbe ist die Welt auch einfach in Ordnung. Die Elbe ist Sehnsucht, Ruhe, Heimat und Fernweh in einem.
Und plötzlich beginnt es zu regnen. #HappySunday!